Wichtiges Wissen über Schulterverletzungen und Schulterüberlastungen beim Tennis ...

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Ein Service der Schultersprechstunde - Orthopädie, Klinikum Dortmund gGmbH


von: Dr. med. Roland Sistermann

Tennis

- Schulterverletzungen und Schultererkrankungen -



Tennis, Schulter


Inhalt:

1. Typische Verletzungen

2. Häufige Verletzungen

3. Impingement

4. Instabilitäten

5. Bizepssehnenverletzungen

6. Nervenerkrankungen

7. Seltenere Schulterprobleme



1. Typische Verletzungen
Tennis gehört hinsichtlich der Schulter und ihrer Verletzungen zu den am besten erforschten Sportarten. Verletzungen, Schmerzen und Überlastungen der Schulter sind beim Tennis sehr häufig. Die Schulter ist beim Tennisspiel die zentrale Region. Nach Rücken- und Oberschenkelverletzungen ist sie die am dritthäufigsten betroffene Region des Sportlers beim Tennis.

Vergleicht man die Bewegungsausschläge der Schultern bei Profitennisspielern, so stellt man fest, dass die Aussenrotationsfähigkeit am dominanten Arm vergrössert und die Innenrotationsfähigkeit vermindert ist. Der Gesamtbewegungsausschlag des eigentlichen Schultergelenkes am dominanten Arm ist interessanterweise vermindert. Man kann feststellen, dass trainierte Tennisspieler dann viel ihrer Schlagbewegung aus der Brustwirbelsäule generieren. Gerade diese muskulären Dysbalancen gilt es frühzeitig zu erkennen und durch ein gezieltes Trainingsprogramm zu beheben.



2. Häufige Schulterverletzungen beim Tennis:
Am häufigsten treten beim Tennis - insbesondere bei jugendlichen Tennisspielern - Muskel- oder Kapsel- / Bänderzerrungen im Schulterbereich infolge Überlastungen auf.



3. Tennis und das Impingement an der Schulter:
Eine Problemzone scheint insbesondere beim Profitennisspieler das sog. "innere Impingement" zu sein. Das bedeutet, dass bei der maximalen Ausholbewegung des Schlages die Muskeln der Rotatorenmanschette an den hinteren oberen Pfannenrand schlagen und auf diese Weise gelenkseitige Teilrisse der Rotatorenmanschette oder Abrisse an der oberen Knorpellippe der Schulterpfanne zustandekommen. Somit stellen Teilrisse der Rotatorenmanschette und Einrisse der oberen Knorpellippe - infolge Überlastung - einen wesentlichen Teil der Schultererkrankungen beim Tennisspieler. Spieler, die an solchen Impingementproblemen leiden, haben vor allem Schmerzen bei Überkopfschlägen und Ausholbewegungen in und über Schulterhöhe. Behandelt man solche Risse / Teilrisse der Muskelmanschette operativ, gelingt es - klinisch sportmedizinischen Studien zufolge - etwa 80% der Amateurtennisspieler auf ihr altes Leistungslevel zurückzubringen.


Tennis, Schulterluxation, Schulterausrenkung

Arthroskopische Naht einer abgerissenen Knorpellippe



4. Instabilitäten
Eine zweite Hauptgruppe sind die sog. Instabilitäten. Selten handelt es sich dabei um komplette Ausrenkungen. Vielmehr führen eine individuelle genetische Veranlagung und jahrelange Überlastungen im Mikrobereich beim Tennis dazu, dass die vordere oder hintere Schultergelenkkapsel überdehnt bzw. die Knorpellippe vorne oder hinten an der Schulterpfanne auffasert. Eine spezielle Gruppe stellen die multidirektionalen Instabilitäten dar. Der Betroffene bemerkt einen Schmerz in der Schulter, selten ein Taubheitsgefühl im gesamten Arm und viel häufiger sind ein Instabilitätsgefühl und Schnappen im Schultergelenk. Zunächst versucht man solche Probleme durch spezielle Trainingsprogramme nichtoperativ in den Griff zu bekommen. Falls das nicht gelingt, haben sich gerade in den letzten Jahren immer mehr endoskopisch operative Eingriffe wie Naht der Pfannenlippe, Kapselraffungen oder Glättung der Teilrisse durchgesetzt.


Tennis, Schulter


5. Bizepssehnenverletzungen:
Etwa 8% der Amateure, und zwar insbesondere der älteren Freizeitspieler, zeigen einen Riss der langen Bizepssehne. Dankenswerterweise kompensiert der menschliche Körper solche Risse vielfach. D.h. Ausfälle in Form einer Bewegungseinschränkung oder Kraftverlust entstehen bei Bizepssehnenrissen nur selten.


Tennis, Bicepsriss, Bizepsriss, Sehnenriss

Bizepsriss nach Tennisspiel ( roter Pfeil ).



6. Nervenerkrankungen
Sehr selten kann eine Überkopfsportart wie das Tennisspiel zu Einklemmungen / Zerrung eines Schulternerven, dem sog. "Nervus suprascapularis" führen. Begleitend vorhandene Zysten am Gelenk können das begünstigen. Der Fachmann spricht von sog."Kompressionsneuropathien". Letztendlich sind sie nur durch eine Ausschlussdiagnostik zu finden und kommen nicht häufig vor.


7. Tennis und seltenere Schulterprobleme:

Neuere Studien haben gezeigt, dass langjährig ausgeübtes Profitennis langfristig zur Entwicklung eines mäßigen Verschleißes in der Schulter führen kann.

Eine weitere Ursache chronisch unklarer Schulterschmerzen eines Tennisspielers können SLAP Läsionen ein.

Nicht zu unterschätzen ist auch die Rolle des Schulterblattes und damit verbundene Probleme. In diesem Zusammenhang ist auch auf Beschwerden beim Tennis hinzuweisen, welche denen einer Werferschulter entsprechen.


Lesetipps
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Wissenschaftliche Literatur
1. Dines JS, et al, Tennis injuries: epidemiology, pathophyiology and treatment, J Am Acad Orthop Surg, 23(3):181-189, 2015
2. Doyscher, R, et al, Acute and overuse injuries of the shoulder in sports, Orthopade, 43(3):202-208, 2014
3. Martin C, et al, Energy flow analysis during the tennis serve: comparison between injured an noninjured tennis players, Am J Sports Med, 42(11):2751-2760, 2014
4. Lädermann A, et al, Kinematics of the shoulder joint in tennis players, J Sci Med Sports, 19(1):56-63, 2016
5. Priest JD, et al, The shoulder of the tennis player, Clin Sports Med, 7(2):387-402, 1988


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