Bei der endoskopischen Stabilisierung sogenannter Schulterluxationen / Schulterausrenkungen werden mehrere kleine, etwa 0,5 bis 1 cm lange Schnitte an der Schulter angelegt. Über diese Schnitte werden kleine Röhrchen, d.h. sog. Arbeitskanülen, plaziert. Zunächst wird eine diagnostische
Arthroskopie / Spiegelung der Schulter durchgeführt und eine Bestandsaufnahme der Schäden in der Schulter, welche durch die wiederholten Schulterausrenkungen zustandekommen sind, unternommen. Fast immer ist vorne die Knorpellippe ( das sog. Labrum oder Limbus genannt ) abgerissen. Diesen Abriss im Schultergelenk, von der vorderen Knorpellippe, nennt man auch „
Bankart Läsion". Oft findet sich eine, mehr oder minder ausgeprägte knöcherne Kerbe am hinteren, äusseren, Oberarmkopf ( die sog. Perthes-Hill-Sachs Läsion ). Darüberhinaus gilt es zu klären, in welchem Zustand die stabilisierenden Kapselbänder, auf der Innenseite der Schultergelenkkapsel, sind.
Handelt es sich um eine Standardsituation mit einer, nach vorne unten hin, abgerissenen Knorpellippe. Wird diese mittels Werkzeug zunächst mobilisiert und das knöcherne Lager des Labrums wird mit einer arthroskopischen Fräse vorbereitet. Anschliessend wird die Knorpellippe auf ihren ursprünglichen Ort ausgesetzt und es werden sog. "Anker" eingebracht. Dabei handelt es sich um bioresorbierbare Minischrauben, welche mit Fäden armiert sind. Bioresorbierbar bedeutet, dass sich diese Anker, nachdem die Knorpellippe eingeheilt ist, von selbst auflösen - ohne dass sie in einer zweiten Operation extra entfernt werden müssten. Die Materialien dieser Anker sind durchaus unterschiedlich, gebräuchlich sind auch Minischrauben aus Titan oder Metall- bzw. Kunststoffdübel, z.B. aus PEEK. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie die abgerissenen Strukturen in der Schulter fixieren und derart ein Einheilen der Knorpellippe bzw. der anderen genähten Schulterbinnenstrukturen ermöglichen und den vorderen stabilisierenden Gewebewall ( Labrumbumper ) wiederherstellen.
Man setzt zunächst eine Hülse, unter arthroskopischer Sicht, in die Schulter. Die Hülse dient gewissermassen als Führungsschiene. Durch die Hülse hindurch wird der Knochen angekörnt und danach mit einem Gewindeschneider das Lager für die Bio-Minischraube angelegt. Es folgt das Eindrehen der Minischraube in das vorgeschnittene Gewinde im Knochen des vorderen Schulterpfannenrandes. Nun wird der Handgriff der Schraube gelöst und entfernt, so dass lediglich die im Knochen eingedrehte Bioschraube, mit ihren armierten Fäden, verbleiben. Mittels spezieller Nahtzangen wird die mobilisierte und auf den Pfannenrand zurückplazierte Knorpellippe wiederaufgenäht, indem dieses Labrum mit den Nahtzangen durchflochten und anschliessend die Fäden verknotet werden.
Zusätzliche stabilisierende Massnahmen, nach Schulterausrenkungen, sind die Naht evtl. gerissener Kapselbänder oder die Raffung von Schulterkapselstrukturen, z.B. vorne am sog. Rotatorenintervall, der Lücke zwischen dem Subscapularis- und Supraspinatusmuskel. Abschliessend werden die Arbeitskanäle aus der Schulter entfernt und die Haut an den Schnitten vernäht. Es werden ein steriler Wundverband und eine Schulterschiene angelegt.
Eine weitere zusätzliche Massnahme stellt die sog. Hill-Sachs
Remplissage ( oder auch nur
Remplissage genannt ) dar. Sie findet Anwendung, wenn der Defekt am hinteren äusseren Oberarmkopf ( die sog. Hill-Sachs Läsion ) ausgeprägter ist. Die Sehne vom Infraspinatusmuskel wird in solchen Fällen arthroskopisch in den Knochendefekt, mit dem Ziel der Auffüllung, genäht.
Bei ausgedehnteren Zerstörungen des Schultergelenkes infolge der Ausrenkung oder bei Zuständen nach Voroperationen kann es notwendig sein eine offene Operation durchzuführen. Dabei schraubt man zum Beispiel grössere abgebrochene
Pfannenbruchstücke an oder ersetzt diese mit einem Knochenblock. Auch andere offene OP-Verfahren wie eine Knochentransplantation an den Oberarmkopf oder Versetzungen des Rabenschnabelfortsatzes vom Schulterblatt sind bewährte und übliche Eingriffe.