Es wird eine Narkose eingeleitet und man führt zunächst eine
Narkoseuntersuchung durch. D.h. man schaut, wenn der Patient schläft, wie die zu erreichenden Bewegungsausschläge der Schulter sind. Anschließend wird schonend und über mehrere Minuten die betroffene Schulter in alle Richtungen langsam aufgedehnt. Sind die erreichten Bewegungsausschläge wie gewünscht eingetreten, wird die Narkose an dieser Stelle beendet. Die
Narkosemobilisation ist ein jahrezehntelang angewandtes und bewährtes sowie schonend durchgeführtes Verfahren. Selten kann es technikbedingt oder bei weichem Knochen zu Brüchen kommen. Die Wirksamkeit ist evidenzbasiert nachgewiesen. Ob, wann und wie man eine Narkosemobilisation anwendet hängt vom individuellen Einzelfall ab. Eine pauschale Aussage, daß sie generell nicht mehr angewandt werde, weil sie z.B. nicht zeitgemäß sei, ist so wenig haltbar, wie die generelle / ständige Anwendung der
Narkosemobilisation in der Therapie der Schultersteife. Letztendlich kommt es auf den Einzelfall an.
Erreicht man das gewünschte Bewegungsausmaß noch nicht, platziert man eine Arthroskopiekamera im Schultergelenk. Es bedeutet, dass in gleicher Sitzung, während der Patient noch schläft, steril abgewaschen und abgeklebt wird. Etwa 2 bis 4, ungefähr 0,5 bis 1 cm lange Schnitte, werden angelegt und die Kamera für die
Schulterarthroskopie und das Werkzeug, z.B. arthroskopische Scheren oder schneidende Thermoelektroden, werden ins Schultergelenk gebracht. Man macht zunächst eine Bestandsaufnahme im Schultergelenk und entfernt die entzündete Gelenkschleimhaut, um den Schulterschmerz für den Patienten zu vermindern. Danach wird - Schritt für Schritt - unter Wechsel von Kamera und Werkzeug zwischen den einzelnen Arbeitszugängen die Schulterkapsel arthroskopisch / minimalinvasiv gespalten. D.h. die Verklebungen werden rund um die Schulter gelöst und die Kapsel vorne, unten, hinten und oben gespalten. Meistens ist das vollständig ausreichend. U.U. kann sich danach eine Narkosenachmobilisation ggf. noch anschließen.
Jede Schultersteife verhält sich etwas anders, sodass man individuell manchmal eine arthroskopische Kapselspaltung rundherum ( 360 Grad / 270 Grad ) vornimmt oder z.B. nur vorne oder nur unten bzw. nur hinten - je nach vorhandener Teilbewegungseinschränkung - durchführt.
9. Wie wird die operierte Schultersteife nachbehandelt ( Rehabilitation ) ?Nach Durchführung der Narkosemobilisation, mit und ohne arthroskopischer Kapselspaltung, ist eine i
ntensive Krankengymnastik / Physiotherapie für die Schulter sehr wichtig. Stundenweise geänderte
Wechsellagerungen sind eine Option in der Nachbehandlung.
Insbesondere in den ersten Tagen und auch Wochen nach diesem operativen Vorgehen steht und fällt der Erfolg mit der Effektivität dieser
physiotherapeutischen Nachbehandlung. Die Physiotherapie ist integraler Bestandteil des Gesamtkonzeptes der Behandlung der
Schultersteife.
Manche Behandler setzten in der Nachsorge einen
motorisierten Stuhl / eine motorisierte Bewegungsschiene ein.
10. Welche Prognose hat die Schultersteife ?Die
primäre Schultersteife ist eine selbstlimitierende Erkrankung. D.h. sie heilt von selbst aus. Dabei gibt es mehrere Besonderheiten zu beachten:
1. Das Ausheilen dauert regelmäßig mehrere Jahre.
2. Das nach einigen Jahren dauerhaft zurückbleibende Bewegungsdefizit der Schulter ist unterschiedlich ausgeprägt. In anderen Worten: Es gibt Patienten bei denen sich die primäre Schultersteife, bis auf etwas Restdefizit, weitgehend zurückbildet und es gibt Patienten die dauerhaft, ihr Leben lang, deutlichere Bewegungseinschränkungen der Schulter zurückbehalten.
3. Die Medizin hat bis heute keine Prognoseparameter anhand derer man vorher absehen kann, wie das langfristig verbleibende Bewegungsdefizit sein wird.
Die Prognose der
sekundären Schultersteife ist stark von der zugrundeliegenden Erkrankung und deren Beseitigung abhängig. Liegen z.B. ein
Impingement oder eine
Kalkablagerung zugrunde und werden beseitigt, bildet sich die durch Schmerz und Schonhaltung der Schulter entstandene Schultersteife fast vollständig zurück. Obwohl das Monate in Anspruch nehmen kann, ist die Prognose gut.
Liegen der sekundären
Schultersteife z.B. eine
Schulterinfektion oder
Brüche der Schulterknochen ( eine sog. postraumatische oder postinfektiöse Schultersteife ) zugrunde, ist die Prognose schlecht. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, daß dauerhaft eine deutliches Bewegungsdefizit verbleiben kann. In diesen Situationen sind frühzeitiges Handeln und eine hohe Behandlererfahrung notwendig.
Synonyme: Frozen Shoulder, Schulterversteifung, Schultereinsteifung, PHS, Periarthropathie, Periarthropathia humeroscapularis, Duplay Krankheit, Duplay Erkrankung, primäre Schultersteife, sekundäre Schultersteife, idopathische Schultersteife, PHS adhäsiva, Capsulitis adhäsiva, Schultergelenksteife, Schultergelenkversteifung, Versteifung der Schulter, Versteifung des Schultergelenkes, schmerzhafte Schultersteife, adhäsive Kapselsteife, adhäsive Kapselfibrose, adhäsive Kapsulitis, Schultergelenkseinsteifung, adhäsive Entzündung der Schultergelenkkapsel, glenohumerale Verwachsungen, Schulterkontraktur