Weitere Ursachen für eine Zerstörung der Schulter können komplizierte frische
Oberarmkopfbrüche sein, welche aus zahlreichen Bruchstücken bestehen, so daß unmittelbar nach dem Unfall eine Rekonstruktion des Schultergelenkes technisch nicht mehr möglich ist. In solchen Fällen werden Schulterprothesen unmittelbar eingebaut. Veraltete Brüchen oder veraltete übersehene Schulterausrenkungen münden - bei anhaltenden Schmerzen - ebenso in einer Schulterprothese. Im Anfang ist durch den alten Bruch der Oberamkopf selbst zerstört. Wartet man zu lange greifen die Verschleisserscheinungen regelmässig die Schulterpfanne an. Dann ist zusätzlich ein künstlicher Pfannenersatz notwendig. Deshalb sollte man nach
Oberarmkopfbrüchen nicht zu lange mit dem Einbau einer Schulterprothese warten. Folgeschäden an der Schulterpfanne sollten also möglichst vermieden werden.
Seltenere Erkrankungen wie das Absterben des Oberarmkopfes (
Humeruskopfnekrose ) münden ebenfalls in einer Schulterprothese. Dabei handelt es sich um eine recht gute Indikation für den Einbau eines künstlichen Schultergelenkes. Man kann sehr gute Ergebnisse deshalb häufig erzielen, weil bei der Humeruskopfnekrose oft allein der Oberarmkopf zerstört ist. Die Schulterpfanne ist erhalten und man baut eine Halbprothese ( sog. Hemiprothese ) ein. Wenn die Zerstörung der Knochensubstanz des Oberarmkopfes nicht zu weit fortgeschritten ist, lassen sich sehr gut
Oberflächenersatzprothesen der neuen Generation einbauen.
Die Zerstörung des Schultergelenkes durch Tumoren betrifft häufig das obere Oberarmdrittel. Hier sind primäre Knochentumoren zu finden, aber auch
Metastasen bzw. drohende Brüche infolge metastatischer Zerstörung. Es wurden in den letzten Jahre eine Reihe von Fortschritten in der Bestrahlung und Chemotherapie erzielt. Dennoch bleibt die chirurgische Therapie derzeit das Standardverfahren zur Entfernung von Tumoren in dieser Region. Ziel ist es bei einer solchen Operation den Tumor zu entfernen und einen grösstmöglichen Funktionserhalt zu erzielen. Nicht selten muss gar keine Schulterprothese eingebaut werden, sondern man entfernt den Tumor, füllt in ggf. mit Eigen- oder Fremdknochen auf, bzw. ergänzt diese Massnahme u.U. durch eine stabile Verplattung.
Zustände nach Infektionen an der Schulter sind nach Jahren oft geprägt durch Dauerschmerzen. Vor allem die deutlichen Schmerzen geben letztendlich Veranlassung zum Einbau einer Schulterprothese. Speziell bei solchen Zuständen können u.U. selbst noch nach vielen Jahren Keime vorhanden sein, die theoretisch zu einem Wiederaufflackern der Entzündung beim / nach dem Protheseneinbau führen können. Dieses Restrisiko gilt es zu berücksichtigen und entsprechend die Operation zu planen bzw. Vorkehrungen zu treffen.
Liegt eine akute Infektion vor oder fehlt die Muskulatur bzw. bei vorliegen von Nervenschäden, so wird man vom Einbau einer Schulterprothese absehen.