Das muss man zu Knorpeldfekten und Knorpelschäden an der Schulter wissen

Ein Service der Schultersprechstunde - Orthopädie, Klinikum Dortmund gGmbH


Knorpeldefekte

an der

Schulter



Knorpeldefekt, Humerus, Oberarmkopf

Knorpeldefekt: isoliert auf dem Oberarmkopf



Inhalt:
1. Definition
2. Beschwerden
3. Entstehung
4. Diagnose
5. Behandlung


1. Was ist ein Knorpelschaden an der Schulter ( Definition ) ?
Sowohl der Oberarmkopf als auch die Schulterpfanne sind an ihren gelenkbildenden Anteilen mit einer Knorpelfläche überzogen. Diese Knorpelfläche sorgt dafür, daß die Gelenkpartner ( Oberarmkopf und Schulterpfanne ) glatt und - weitgehend reibungsfrei - gegeneinander bewegen. Knorpeldefekte sind Aufbrüche dieser Knorpelfläche. Sie können unterschiedlich gross sein - von Kleinfingernagelgrösse bis zu u.U. 2 Eurostückgrösse. Es handelt sich dabei nicht um einen flächigen Abrieb, also nicht um einen Verschleiss bzw. Omarthrose.



2. Was merkt man bei einem Knorpelschaden an der Schulter ( Symptome ) ?
Knorpeldefekte der Schulter machen sich durch tief in der Schulter sitzende Schmerzen bemerkbar. Sie können sich ebenso mit einem Knacken oder Schnappen bemerkbar machen, welches mit - oder auch ohne - Schmerzen einhergeht.



3. Wie entsteht ein Knorpelschaden an der Schulter ( Ätiologie ) ?
Die Ursachen für Knorpeldefekte sind nicht immer ganz klar. Es kann sich um ältere Unfälle handeln, welche die Defekte verursacht haben und denen der Betroffene u.U. keine Bedeutung beimisst. Man beobachtet sie, ab und zu, beim Bodybuilding, wenn zu hohe Lasten oder schwere Gewichte falsch, beim Benchpressing, gestemmt werden. Auch das Frühstadium eines Verschleisses kann u.U. mit Knorpeldefekten beginnen und sich, im Laufe der Jahre, zu einem flächigen Abrieb entwickeln, der sog. Omarthrose.



4. Wie stellt man einen Knorpelschaden an der Schulter fest ( Diagnostik ) ?
Das ist ausgesprochen schwierig. Unklare Schulterschmerzen und / oder ein Knacken / Reiben sind manchmal vorhanden. Manchmal macht sich ein Knorpelschaden in Anfangsstadium an der Schulter gar nicht bemerkbar. Die Röntgenbilder zeigen den Knorpel nicht, ebenso verhält es sich mit dem Ultraschall.
Ein Kernspintomogramm der Schulter kann wertvollle Hinweise auf einen Knorpelschaden an der Schulter liefern, z.B. wenn sog. spezielle Knorpelsequenzen kernspintomgraphisch angefertigt werden.
Oft ist der Blick mit der Arthroskopiekamera vor Ort die einzige Möglichkeit einen Knorpeldefekt an der Schulter festzustellen. Manchmal werden Knorpelschaden bei der Schulterarthroskopie als Begleitschäden zufällig entdeckt.



5. Wie behandelt man einen Knorpelschaden an der Schulter ( Therapie ) ?
Knorpeldefekte lassen sich mit konservativen / nichtoperativen Massnahmen kaum behandeln. Oft verhält es sich derart, dass sie als alleinige oder Begleitverletzung /-erkrankung, während einer Spiegelung der Schulter gesichtet werden.

Die einfachsten Verfahren zur Behandlung von Knorpelschäden sind die Anbohrung des Knorpeldefektes von gelenkseitig ( anterogrades Anbohrung, auch Pridie Bohrung genannt ) oder von rückwärtig ( retrograde Anbohrung ). Sie waren jahrelang populär. Indem der Knorpeldefekt - auf die eine oder andere Weise - angebohrt wird, kann man eine Stimulation des Knorpelwachstums erreichen. Diese Anbohrungen wurden zwischenzeitlich durch zahlreiche technische Weiterentwicklungen überholt.

Dabei hat in den letzten Jahren hat eine enorme Entwicklung im Bereich der Knorpelzelltherapie und -Transplantation stattgefunden.
Ein anerkanntes Verfahren der Wahl ist die Mikrofrakturierung. Indem man den Defekt vorbereitet und anschliessend den Boden des Defektes, wo der blanke Knochen freiliegt, anrauht / einkerbt - bis kleinere, gewünschte, Einblutungen entstehen, aus denen sich Wachstumsfaktoren entleeren. Ziel dieses Vorgehens ist es, eine Ersatzknorpelbildung anzuregen. Allerdings kann das einige Monate dauern.

Eine Fortentwicklung der Mikrofrakturierung ist die - schwieriges und etwas kompliziertes Wort - „autologe matrixinduzierte Chondrogenese“. Man kombiniert dabei die Mikrofrakturierung mit dem Aufbringen einer speziellen Matrix. Das hat zur Folge, dass die Knorpelstimulation besser ist und auch grössere Defekte oder abgeriebene Flächen versorgt werden können.

Ein weiteres Verfahren ist die Knorpelzelltransplantation. ( MACI ). Bei der MACI - oder: matrixgestütze autolose Chondrozytentransplantation. Dabei wird ein Knorpeldefekt gesichtet, gesunder Knorpel aus der Nachbarschaft gesichert und dieser unter sterilen Bedingungen in ein Labor zur Vermehrung eingesandt. Einige Tage / Wochen später wird der im Labor gezüchtete körpereigene Knorpel in Rahmen einer zweiten Operation wieder eingesetzt und damit der Knorpeldefekt in Schulter ( oder auch anderen Gelenken ) geschlossen.

Ein älteres, nicht mehr ganz so populäres, aber für Knorpeldefekte in Verbindung mit grösseren Knochendefekten, Verfahren ist die OATS. Das Verfahren nennt man auch Mosaikplastik. Aus einem anderen Gelenk, z.B. dem Knie, wird ein Knorpel-Knochenzylinder endoskopisch entnommen ( siehe Foto, unterhalb ) und in einen tieferen Knochendefekt an der Schulter transplantiert.


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Entnahme eines Knorpel-Knochenzylinders vom rechten Knie zur Transplantation und Deckung eines Knorpelschadens an der rechten Schulter.



Gleiche / ähnliche Fachbegriffe:( Synonyme )
osteochondrale Läsion, Knorpel-Knochenschaden, Knorpel-Knochenverletzung, Flake Verletzung, Chondralläsion


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