Die verletzte Schulter beim Kampsport und Kickboxen: Das sollten Sie wissen ...

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Ein Service der Schultersprechstunde - Orthopädie, Klinikum Dortmund gGmbH


von: Dr. med. Roland Sistermann


Kampfsport

/ Kickboxen

- Schulterverletzungen und Schultererkrankungen -



Kampfsport, Schulter




Inhalt:

1. Zahlen, Daten, Statistik

2. Verletzungsarten

3. Arthrose / Verschleiß ?

4. Behandlung

5. Positives


1. Zahlen, Daten, Fakten:
Schulterverletzungen beim Kampfsport, Mixed Martial Arts und Kickboxen sind selten. An erster Stelle stehen Verletzungen der unteren Extremität, gefolgt von Kopfverletzungen und Rumpfschäden. Je professioneller eine Kampfsport Kickboxen betrieben wird, desto niedriger ist die Verletzungsrate ( Anfänger: 13,5 Verletzte pro Jahr bezogen auf 1000 Kickboxer; Profis: 2,8 Verletzte pro Jahr auf 1000 Kickboxer ).


2. Verletzungsarten:

Häufiger beobachtet man einfache Überlastungen und Sehnenentzündungen der Schultern- bzw. der Nackenregion, infolge zu intensiven Trainings oder nach Wettkämpfen.

Natürlich spielt auch die Kampfsportart und deren Ausführung eine wesentliche Rolle für das Verletzungsrisiko, z.B. ist das Risiko bei Karate während des Kihon ( Basistechniken ) oder Kata ( ritualisierte Bewegungssequenzen ) gering. Hingegen ist es beim Kumite ( Partnerkampf ) logischerweise deutlich höher.

Zahlenmäßig stehen Prellungen und Zerrungen der Schulter, z.B. bei falscher / unbeabsichtigter Wurftechnik ( Judo ) im Vordergrund. Die Schulterzerrungen beim Judo, Karate, Aikido usw. betreffen meistens die Schulter generell oder einzelne Sehnen wie die Supraspinatussehne oder die Bizepssehne.

Selten treten schwerere Schulterverletzungen beim Kampfsport und Kickboxen auf, wie z.B. Muskelrisse oder Auskugelungen ( Luxationen ) der Schulter, sie führen aber dann oft zum Abbruch / Aufgabe des Kickboxens - auf Dauer - wegen daraus resultierender chronischer Schulterinstabilitäten.

Unklare und anhaltende Schulterschmerzen, welche vereinzelt auch mit einem Instabilitätsgefühl / Schnappen einhergehen, können durch eine sog. SLAP Läsion zustandekommen.

Typisch für Kampfsportarten wie dem Jiu-Jitsu sind beispielsweise Pectoralis major Risse, d.h. Risse des großen Brustmuskels. Treten derartige Abrisse der Pectoralis major Sehne auf, ist es meistens ratsam sie operativ zu fixieren.

Brüche des Schlüsselbeines können vereinzelt entstehen, selten kommt es zu Oberarmkopfbrüchen.


3. Arthrose / Verschleiß ?
Langfristig kann es binnen vieler Jahre auch vereinzelt zur Entwicklung eines deutlichen Schulterverschleißes unter Ausübung von Krav Maga, Judo, Luta Livre, Capoeira, Mixed Martial Arts und anderen Kampfsportarten kommen.



4. Behandlung:
Kühlen, Schonen, Sportpause, örtliche Anwendungen von Salben schaffen bei Prellungen und Zerrungen der Schulter verhältnismäßig schnell Abhilfe. In der Sportmedizin spricht man auch vom sog. PECH-Schema, heißt: Pause, Eis, Cooling / Kühlen ), Hochlagern.

Halten die Schulterschmerzen mehrere Wochen an oder sind z.B. regelmäßige Nachtschmerzen oder Instabilitätsgefühl / Knacken vorhanden, kann das ein Hinweis für ausgeprägtere Schulterschäden als eine normale Prellung oder Zerrung der Schulter sein und es sollte in solchen Situationen ein Arzt / Klinik aufgesucht werden.
Bei schwereren Schulterverletzungen sind die Beschwerden meistens so ausgeprägt, dass von selbst ein Arzt / Krankenhaus aufgesucht wird.

5. Positives:
Kampfsportarten können dazu beitragen Schulter-Nackenbeschwerden deutlich und nachhaltig zu senken ( Mastnak, 2017, s.u. ). Vor allem der Shotokan-Stil des Karate mit seinen Kata- und Kihonübungen ist dazu geeignet.




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Wissenschaftliche Literatur:
1. Diesselhorst MM, et al, Survey of upper extremity injuries among martial arts participants, Hand Surg, 18(2):151-157, 2013
2. Pocecco E, et al, Injuries in judo: a systematic literature review including suggestions for prevention, Br J Sorts Med, 47(18):1139-1143, 2013
3. Mastnak W, Karate based self-regulation of shoulder-neck-pain, Dtsch Z Sportmed, 68(5):121-127, 2017


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